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AutorenbildAgneta Poetzsch

Selbstbestimmte Bildung ermöglichen


Muss ein junger Mensch heutzutage noch beschult werden? In vielen Kitas ist der situative Ansatz, nach dem Kinder am besten lernen, wenn ihr Interesse aufgegriffen wird, Teil des Konzepts.


Auch das freie Spiel als (Selbst-)Bildungsprozess wird in der frühen Bildung immer ernster genommen. Wer sich dafür öffnet, erlebt einen ganzheitlichen Prozess des Lernens aus einem ganz anderen Blickwinkel. So ist es am Ende nicht verwunderlich, dass der Wunsch nach freiem Lernen und Selbstbestimmter Bildung auch für schulpflichtige junge Menschen immer größer wird.


Was bereits seit Jahren passiert, ist seit März 2020 durch die Pandemie verstärkt sichtbar geworden: Lernen findet immer und überall statt. Familien erleben, dass ihre Kinder außerhalb des Schulgebäudes mit mehr Freude und Inspiration lernen. Für viele junge Menschen ist die Schule in der jetzigen Form eine gute Lösung. Jedoch verstärkt das bestehende Schulsystem auch Frustration und Krankheit für immer mehr junge Menschen und verhindert damit ihre Entfaltung.


Wir als Gruppe von Eltern, die sich für Selbstbestimmte Bildung gleichberechtigt zur Beschulung einsetzt, machen die Erfahrung, dass bereits Kinder ab 4 Jahren ihre Bildung - mit Unterstützung der Eltern, anderen Angehörigen oder Mentoren - selbst bestimmen. Wir sehen, dass Selbstbestimmte Bildung (umgangssprachlich freies Lernen genannt) funktioniert, wenn der Druck ‘zur Schule gehen zu müssen’ nicht mehr vorhanden ist. Um den im Schulgesetz genannten “Auftrag der Schule” weiter gerecht zu werden, regen wir eine Öffnung für alternative Bildungswege an, indem z.B. das Jugendamt in Zusammenarbeit mit den Schulträgern die Kinder und Familien wohlwollend begleitet, ohne dass Bußgelder und Zwangsmaßnahmen verhängt oder junge Menschen pathologisiert werden. Damit einhergehend machen wir auch auf das Recht der gewaltfreien Erziehung (§ 1631 (2) BGB) aufmerksam, welches unbedingt zu achten ist und nicht auf Kosten von Anwesenheitspflichten in Schulen ausgehebelt werden darf. Der Wille des jungen Menschen ist wertzuschätzen und anzuerkennen.


Gerade in Berlin fehlen laut Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie 60-80 Schulen. Es mangelt an Gebäuden und an Personal. Durch die Anerkennung von Bildungsvielfalt (Selbstbestimmte Bildung) sehen wir enorme zukunftsweisende Möglichkeiten. Wenn Eltern die Bildung ihrer Kinder offiziell begleiten können, hilft dies auch dem Schul- und Bildungssystem in seiner jetzigen Form.

Wir wünschen uns von ganzem Herzen, dass neue und vielfältige Wege in der Bildungslandschaft Anerkennung finden, bei denen tatsächlich die Entwicklung des jungen Menschen im Vordergrund steht und nicht die erwachsene Haltung und Erwartung: zu wissen was für diesen Menschen richtig ist.




Text von Agneta Poetzsch und Bianca Geburek


Mehr zur AG Selbstbestimmte Bildung E-Mail: agsb@die-lernwerkstatt.org Ansprechpartnerinnen: Agneta Poetzsch und Bianca Koch




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