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AutorenbildAgneta Poetzsch

Wann, wenn nicht jetzt - Teil 2

Dorothee Bär sagt der Zeit Nr. 53 vom 17.12.20: „Ich möchte, dass Digitalunterricht auch nach der Pandemie als Ergänzung zum Präsenzunterricht Standard wird ⟨…⟩ den Schülern mehr Freiräume zu geben ⟨…⟩ einen Tag von zu Hause zu lernen oder auch an außerschulische Orte zu verlegen.“ Diese Zeilen habe ich ausgeschnitten und eingerahmt, denn als ich vor wenigen Monaten der örtlichen Grundschule genau diese Möglichkeit auch als Lösung ihres Kapazitätsproblems vorschlug, wurde mir direkt mit Versäumnisanzeige gedroht ?! (Und dabei gab es da schon einen Lockdown mit Schulschließung.)


Schulpflicht in Deutschland bedeutet leider in der Praxis Schulgebäudeanwesenheitspflicht. Das Schulgesetz Berlin geht davon aus, dass nur in einem Schulgebäude 'die größtmögliche Entfaltung der Persönlichkeit von Schülern und Schülerinnen' möglich ist. Natürlich achtet das Schulgesetz auf die 'Empfindungen und Überzeugungen andersdenkender Erziehungsberechtigten‘, was in der Praxis nun ja… zu welchen neuen Lösungen bisher geführt hat? … Keiner! Denn jeder der Lösungen vorbringt, die außerhalb der Schulmauern möglich wären, bekommt es mit Bußgeldern, Zwangsgeldern, Haftstrafen, der Polizei und dem Jugendamt zu tun. Letztere verlieren glücklicherweise langsam die Kraft, bei jedem Schulverweigerer gleich eine Kindeswohlgefährdung anzuzetteln.


Ich betone es an dieser Stelle, ich bin keine Homeschoolingmom, die ihr Kind um jeden Preis zu Hause unterrichten möchte. Vielmehr liegt mein Augenmerk auf der freien Entwicklung eines Kindes, welche je nach Umständen im Rahmen der Schule gefördert oder eben auch gehemmt werden kann.

Die Schule darf einsehen, dass sie nicht der NonPlusUltraHotspot kognitiver Entwicklung oder gar Entfaltung ist. Nein, es gibt Kinder, die gehen regelrecht in diesem Schulsystem ein.


In der aktuellen Pandemie-Krise wird immer klarer, dass es eben nicht nur Eltern gibt, die der Schulöffnung und damit die Fremdbetreuung der Kinder herbeisehnen, sondern auch Eltern, die sehen, dass es ihrem Kind außerhalb des Schulgebäudes besser geht.

Dass es sich plötzlich entfalten kann.

Freude am eigenständigen Lernen entwickelt.

Gänzlich neue Interessen und Fachbereiche für sich erschließt, die vielleicht nicht im Rahmenlehrplan vorgesehen sind oder vielleicht doch erst im übernächsten Schuljahr, wenn das persönliche Interessenfenster sich wieder geschloßen hat. ...

Ja, es gibt Kinder, die überhaupt zur Selbstständigkeit gelangen, weil sie eben nicht mehr stupide Aufgaben abarbeiten und sich stattdessen mit für sie sinnvollen Tätigkeiten befassen.


Immer mehr Familien begreifen und erleben, dass das Schulsystem nicht nur inhaltlich um Jahrzehnte hinterherhinkt.


Wann, wenn nicht jetzt ergreifen wir die Möglichkeit neue Lösungen für alle zu gestalten?!

Einerseits ist Distanzlernen nicht für alle Familien die Lösungen. Andererseits für Kinder und Familien, die erleben, dass Bildung auch außerhalb eines Schulgebäudes gedeihen kann, ist eben Schulgebäudeanwesenheitspflicht auch keine Lösung mehr!


Möglichkeiten gäbe es viele. Auf einige werde ich mit Sicherheit demnächst eingehen. Doch wie soll sich etwas entwickeln, wenn man die Möglichkeiten von vornherein restriktiv eben auf nur eine Möglichkeit beschränkt - nämlich das Bildung nur in einem Schulgebäude stattfindet.


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